Nahezu alle Bürger/innen unseres Landkreises kennen die ORLANDO-Halle im neuen Zentrum von Germering-Unterpfaffenhofen als Stätte von Kunst und Kultur. Wenige kennen das ORLANDO-Haus in München, einige wissen um die Existenz eines ORLANDO-Restaurants im München der 30er Jahre und vereinzelte wissen, dass auch Schöngeising eine wichtige Rolle im Leben eines Künstlers gespielt hat, dem wir uns vorsichtig annähern wollen. Orlando di Lasso, eine historische Figur, wer war er, welche Bedeutung hat seine Gestalt in der Geschichte? Das war die Frage, als wir auf diesen Namen aufmerksam wurden und beschlossen, seinen historischen Standort zu erkunden. Das Gedächtnis der Menschheit, die Bücher, gaben uns die Antwort, führten uns auf den richtigen Weg.
Orlando Lassus oder Roland de Lassus wird 1532 in Mons geboren, wo er als Chorknabe seine musikalische Laufbahn beginnt. Der Vizekönig von Sizilien Ferrante Gonzaga wird auf seine schöne Stimme und Musikalität aufmerksam und nimmt ihn mit nach Sizilien und Mailand. Ab 1550 finden wir den begabten Künstler unter der Obhut des Marchese della Terza. Mit 21 Jahren tritt ORLANDO die Stelle des Kapellmeisters an San Giovanni in Laterano an. Aber schon ein Jahr später gibt er die Stelle auf und bereist England und Frankreich. Antwerpen wird 1555 eine Zwischenstation, denn 1556 beruft ihn Herzog Albrecht V. von Bayern an die Hofkapelle in München, aus der später die heutige Staatsoper hervorgehen sollte. Nach wenigen Jahren erhält der begabte Musiker die Leitung der herzoglichen Hofkapelle und vermählt sich mit Regina Wäckinger, der Tochter eines Hofbeamten. Zwei seiner Söhne, Ferdinand und Rudolph werden nur einen bescheidenen Bekanntheitsgrad in der Musik erreichen.
Seine Berühmtheit schon zu Lebzeiten erkennen wir an den zahlreichen Ehrungen. Der französische König Karl IX. macht ihm schmeichelhafte Angebote, Kaiser Maximilian II. erhebt ihn 1570 in den Adelstand und Papst Gregor XIII. verleiht ihm den Titel eines Ritters vom goldenen Sporn (1574).
Betrachtet man den Umfang seines Schaffens, mehr als 2000 Kompositionen, darunter 1200 Motetten, 150 französische Chansons, 200 italienische Madrigale u.v.m., so ist es nicht verwunderlich, dass seine Gesundheit durch die Überarbeitung Schaden nimmt. Der größte Meister neben PALESTRINA kränkelt und leidet an Depressionen. Dies mag einer der Gründe sein, weshalb ihm Herzog Wilhelm V. als erneuten Gunstbeweis 1587 einen Garten in Schöngeising an der Amper schenkt. Außerdem erhält ORLANDO die fürstliche Erlaubnis, sich jedes Jahr länger in Schöngeising zur Erholung aufzuhalten. Die Umgebung seines neuen Zweitwohnsitzes scheint ORLANDO schon früher gefallen zu haben, denn schon 1578 hatte er vom fürstlichen Pfleger Wintzhammer mehrere Häuser und Grundstücke für 516 fl rhein. Münzen in der Hofmark MAISACH gekauft.
Wir sind dem Weg dieses bedeutenden Mannes nun bis in unseren Landkreis Fürstenfeldbruck gefolgt. Viel Zeit bleibt dem großen Künstler nicht mehr, am 14.06.1594 stirbt der MUSICUS ORLANDUS LASSUS (wohl in München) und wird auf dem Franziskanerfriedhof in München beigesetzt.
Zuvor hatte er noch zum Trost seiner Seele im hl. Geistspital zu München eine jährliche Spende und im Filialgotteshaus zu St. Johann Baptist in SCHÖNGEISING einen eigenen Jahrtag und zwei Messen gestiftet.